Last updated on 19. Januar 2022
von Paul Vepres
Hey. Mein Name ist Paul und ich hatte vor kurzem Geburtstag. Ich bin jetzt 23 Jahre alt, bei meiner Rechenbegabung sind aber auch ein oder zwei Jahre Streuung möglich… so ganz sicher weiß man das eh nie. Man kann dabei ja nicht einfach von seinem Geburtsjahr hochzählen. Eventuell wisst ihr das noch nicht, aber man muss tatsächlich stark auf die Monate achten. Bist du zum Beispiel im August 98 geboren und es ist grade Februar 99, bist du noch null Jahre alt – irgendwie. Wäre jetzt aber September, wärst du schon ein (in Zahlen 1) ganzes Jahr alt!
Noch komplizierter wäre es, wenn du dich dann auch noch im August fragen würdest wie alt du bist. Dann spielt nämlich nicht nur Jahr und Monat, sondern auch noch der Tag eine Rolle. Aber das probiere ich meistens erst gar nicht und darum soll es hier auch nicht gehen. Ich möchte euch viel lieber in einen inneren Konflikt einweihen, der seit nun knapp 10 Jahren in mir brodelt. Es geht um Grußkarten. Ja ihr habt richtig gelesen. Egal ob zum Geburtstag, zu Weihnachten oder wenn irgendein Hase mal wieder seine Eier in der Welt rumliegen lässt. Kein Fest, ohne Grußkarte und somit kein Fest ohne die Frage: Darf ich diese Karte ohne schlechtes Gewissen wegschmeißen?
Prinzipiell, das ist keine Frage, ist dieses Grußkartending ja ein nettes Unterfangen und ich verstehe durchaus den Zweck dahinter. Zum einen ist es ein toller reminder, wer hinter einem Geschenk steckt. Schließlich möchte man ja nicht, dass jemand anderes die Lorbeeren für die tolle Geschenkidee erntet. Zum anderen sind Grußkarten in unserer verklemmten Welt oftmals mit die einzigen Zeichen der Zuneigung, der Anerkennung und des Lobes. Schreckt man dummerweise häufig davor zurück Mitmenschen in ihr Gesicht zu sagen was man an ihnen schätzt, so ergibt sich durch eine Grußkarte für alle verklemmten Dichter und Denker die Chance, nun doch einmal alle emotionalen Schotten zu öffnen und ein „Lieber Paul, bleib wie du bist!“ auf’s Papier zu ejakulieren. #feelsgood
Nein, ganz ohne Sarkasmus: Ich habe wirklich schon viele Grußkarten bekommen, die wirklich nett geschrieben waren und über die ich mich wirklich noch heute freue. WIRKLICH WIRKLICH! Aber auch ganz wirklich: Kennt ihr nicht auch dieses stechende Gefühl im Herzen wenn man eine Karte liest, die einem vermittelt wie austauschbar man für den Schenkenden zu sein scheint? Wie oft hatte ich den Gedanken: “Boah dann schreib doch lieber gar nichts, da hätte ich mich mehr gefreut!“.
Ist es nicht für alle Parteien angenehmer auf eine offensichtlich hingerotzte Glückwunschkarte (mit abgespacetem Design) zu verzichten? 90% aller verschenkten Grußkarten sind doch nur unpersönliches, schriftgewordenes Pflichtgefühl. Man denkt, es würde von einem erwartet, es würde sich so gehören. Aber nein, das ist nicht so. Es muss nicht zu jedem Geschenk zusätzlich erzählt werden, wie toll man den Beschenkten findet. Vor allem nicht, wenn man nicht mal originelle Texte formulieren kann, die irgendeinen Mehrwert für den Leser haben. Dann lasst es doch einfach.
Wenn man dann noch bedenkt, dass (selbst hässliche Karten) meist um die zwei Euro kosten, dafür Bäume gefällt, umengen Wasser verbraucht und Abgase in die Luft gepumpt werden, vergeht einem doch die Lust am Grußkartenwahnsinn. Wo möchte ich denn aber nun eigentlich drauf hinaus? Ich möchte euch einen Tipp geben: Wenn ihr nichts persönliches zu sagen habt, gratuliert doch einfach normal, seid nett und schreibt euren Namen auf das Geschenk! Ihr spart Geld, Ressourcen und ich spare mir ein schlechtes Gewissen beim Entsorgen.
Danke,
euer Paul (23 oderso)
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